Arschloch

Wo es die letzten Tage noch Warnungen und freundliche Worte und den Versuch gab, durch den Appell an einen sicher irgendwo versteckten Verstand gab, war nun heute endgültig der Punkt erreicht, wo sich MEIN Verstand ausklinkte, um dem eher animalischen, reaktionären Teil meines Gehirns die Bühne zu überlassen.

Und was das heißt, ist, dass ich, nachdem ich vom Klo runter kam, von wo ich mir wieder die Ärgerei live mit anhören musste, eben keine Worte, sondern Taten sprechen ließ :

Ich nahm seinen Arm, „half“ ihm beim aufstehen, und gab ihm einen Arschtritt, der ihm schonmal den ersten Meter seines Weges zum Bad abnahm.

Irgendwann ist einfach gut.

Es ist so traurig – dass ein Junge, der so ein toller Kerl ist, so viele wunderbare Eigenschaften und auch soziale Kompetenzen hat, dass gerade der sich umdreht, um einfach nur ein kleines Arschloch zu sein.

Es macht mich traurig. Und einfach wütend.

Und jetzt ist einfach Ende.

Schluss mit Freundlichkeit, Schluss mit reden, erklären, Geduld und Nachsicht.

Jetzt ist Schluss.

Blöd zwar, dass er jetzt über das verlängerte Wochenende beim Papa ist, wo er Arschloch sein kann ohne Ende, und wo sein cooler-Typ-Getue auch noch in gewisser Weise gefördert wird… aber nun gut.

Immerhin hab ich ne Pause, und das ist auch sehr nötig.

Eine Pause vom um-halb-5-geweckt werden, obwohl mein Wecker erst um sechs klingelt.

Von eben diesem kleinen Arschloch.

So fängt der Tag an.

Bevor ich wach bin, nervt er mich schon.

Ist es verwunderlich, dass mich dann sein anscheinend in der Nacht verschluckter Zahn und seine damit verbundene Panik nicht gebührend ingeressiert?

Dass mich gar nichts mehr interessiert, außer mein eigener Frust?

Und wo erstmal Frust ist, wartet ja bekanntlich oft noch mehr…

In der Schule beschwert sich mein Schützling lange und laut, dass es so stinkt…

bis ich feststelle, dass er wohl auf dem Schulweg in Hundescheiße getreten ist. Volle Kanne. Der schuh, total voll. Und ja, das stinkt.

So finde ich mich dann, noch vor dem Frühstück in der Pause, im Klo wieder, mit Bürste und Scheisse, die mir gefühlt um die Ohren spritzt. Toll. Super.

Es ist wirklich ein ganz wunderbarer Tag.

Wenn´s so weitergeht, dann trete ich auch diesem Tag bald so richtig gehörig in den Arsch.

Kleine Anmerkung :

Falls sich der eine oder andere bei einem solchen Text denkt, was ich für eine schlimme Mutter bin, und ob sie vielleicht das Jugendamt informieren sollten… –

Diese Texte sind Momentaufnahmen. Und manche Momente sind eben solche, die die meisten nicht teilen oder öffentlich zur Schau stellen. Dass ich das hier tue, bedeutet eben auch, dass auch solch unschöne Momente erzählt werden.

Ich behandle meine Kinder liebevoll und so gut ich es kann auch pädagogisch wertvoll.

Aber eben nicht immer. Denn auch ich bin nur ein Mensch, auch ich habe Grenzen, und auch ich reagiere irgendwann über, wenn diese immer und immer wieder absichtlich überrannt werden.

Was ja dann auch wieder irgendwo angemessen ist, wenn man mal ehrlich ist.

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