Es ist wieder so weit – zwischen Wanda und mir gibt es einen Raum, der übersät ist mit tödlichen Tretminen.
Egal wo man hintritt – etwas fliegt in die Luft.
Wenn wir diesen Raum nicht betreten müssten, dann wäre ja alles gut, aber wir müssen da ständig rein :
Hausaufgaben, Mathe, mit dem Zirkel, welchen ihr hormongesteuertes Gehirn gerade nicht schnell genug begreift, führen zum Totalausfall.
Das, was ich ihr zeige, wie man den Zirkel hält, damit es funktioniert, „geht nicht“, völlig unmöglich.
Erklärungsversuche werden von rotzigen, mauligen Kommentaren zerstampft.
Der Hip Hop Kurs, den sie unbedingt machen wollte, der jetzt so „scheiße und baby-langweilig“ ist, und über den jetzt jeden Dienstag geschimpft werden muss, lautstark, damit es auch jeder mitbekommt…
Das YouTube Problem, bei dem es darum geht, dass sie „nicht Musik hören konnte, obwohl sie sich so darauf gefreut hatte“, weil sie nämlich auf ihrem Handy kein YouTube Premium hat, was bedeutet, dass man den Bildschirm während der Widergabe nicht ausschalten kann…
Was wiederum für sie bedeutet, dass sie eben KEINE Musik hören kann.
Und reden wir jetzt nicht darüber, wieviel zeit und Energie man aufbringen muss, um dem Kind klarzumachen, dass der Bildschirm AN sein darf, wenn man Musik hört.
Einbahnstraßengehirn. Festgefahren, unbiegsam, NEIN NEIN NEIN heißt es da zu jeglichen Informationspaketen, die man anbietet. Einfach Nein.
Und immer wieder, immer immer wieder, das gute alte „is mir doch Scheißegal“.
Tja.
Heute morgen hatte sie mal die dicken Augen. Sonst bin das ja immer eher ich.
Vom Totalausfall gestern. Hat lange geweint und geschrien.
Aber all das hält sie nicht davon ab, ihren Schuh trotzdem weiter so anzuziehen, dass sie dabei den hinteren Rand platt drückt, was sie furchtbar stört, weil es dann drückt…
Aber warum auf die Tipps hören, die ich ihr nach dem entplätten des Randes gebe, wenn man auch einfach wieder stur und völlig beratungsresistent auf die selbe Art und Weise in den 2. schlupfen kann.
Die dann vom Zaun brechende Diskussion, ob nun Brunos 2 Lagen Klamotten genauso dick oder dünn sind wie die Jacke, die sie gern anziehen würde, beende ich dann nur noch knallhart, und schiebe sie sogar etwas unsanft zur Tür raus. Diese schließe ich dann vor ihrer Nase, um den Streit abzuwenden, der sonst gleich zwischen den beiden sich-die-Zunge-rausstreckenden Eseln vom Zaun bricht.
Sie findet das natürlich nicht so toll, und so holt sie zum letzten Schlag aus, nämlich von draußen gegen die Tür, und zwar so schwungvoll, dass mir im Geiste die eingelassenen Glasscheiben eintgegenkommen.
Es bleibt, zum Glück, beim geistigen Bild.
Und derselbe Geist ist froh, sie nun die Treppe runtergehen zu hören.
Denn mein geist, der ist völlig überfordert…
Mit dieser Sturheit, dieser Wucht der Wut und des Unmuts, dem oh-so-schnell-spritzenden Gift, vor dem ich mich nur manchmal schnell genug abschirmen kann, um zu verhindern, dass es auch meine Blutbahnen zum brodeln bringt.
Wie macht man das? Wie? Ohne Gegengift, ohne Rüstung…
Dieser Raum, den wir immer wieder betreten müssen, der macht mir Angst.