Ich habe lange nichts geschrieben.
Nicht nur, weil der Stapel an Geschriebenem, der noch abgetippt werden muss, nach wie vor lähmende Ausmaße hat. Nein.
ich habe nichts geschrieben, weil es mir gut ging. Richtig gut.
Ich hatte Energie, gute Laune, es waren Ferien, die so voll und erlebnisreich waren – es war wirklich alles rundum gut.
Und das Ding ist – so etwas darf man nicht aussprechen. Denn in meiner Welt, verschwindet, sobald man so etwas laut ausspricht, eben genau all das, was man gerade angesprochen hat, sofort im Äther des unendlichen Universums.
Jetzt ist das egal.
Nach drei Tagen Alltag und Schule ist dieses rundum-gut sowieso verschwunden.
Verschwunden irgendwo zwischen Bruno´s Borreliose – und Allergieproblemen, den tausend Tröpfchen und Globulis, an die ich denken muss, Wanda´s pubertären Unverschämtheiten und respektlosen Verhaltensweisen und den daraus resultierenden Streitereien und Machtkämpfen, in die ich mich immer wieder verwickeln lasse…
(Asche auf mein Haupt)…
Mein Tag fing heute wieder an mit Bett abziehen (nein, er ist immer noch nicht trocken nachts…), Gemaule, Streit mit Wanda, Wut, Wut, Wut, und als man es endlich bis zur Wohnungstür geschafft hatte, mit Schulranzen und Schuhen an, bricht Bruno in Tränen aus, er will nicht, er müsse immer so weinen, er musste auch gestern wieder so weinen, hätte es mir aber nicht erzählt, und die Tränen rollen und tropfen, und mein herz zerspringt, und ich will einfach nur mitheulen.
Nochmal Globuli, Ignatia, die Trauerperlen, die ich eigentlich selbst bräuchte.
Dann ziehen beide los, in ihren neuen Klamotten, und ich sehe ihnen nach und denke mir, dass ich auch gern mal wieder neue Klamotten hätte.
Auch ich bin angekommen, in den riesigen Ameisenhaufen, der sich Gymnasium nennt, mit mieser Laune für zehn, und kämpfe mit meinen Tränen, jede Minute, ein Meer aus Tränen, hüfttief, patschnass.

Was ich in den Ferien so genossen habe, mein Leben, meine Laune, meine Energie, das vermisse ich jetzt sehr.
Wo geht es hin? Wohin verkriecht es sich?
Jedenfalls kann ich jetzt getrost wieder schreiben. Alles beim Namen nennen. Ohne Angst zu haben, dass durch das bloße Aussprechen etwas verschwindet, woran ich gerne festhalten würde.
Eher hat es jetzt den angenehmen Nebeneffekt, dass das Niederschreiben dieser ganzen Scheiße diese irgendwie erträglicher macht.